Es war im März des Jahres 1894, als mehrere Bürger Westernachs zur Gründung eines „Zimmerstutzen-Schützenvereines zusammentraten. Folgende Personen waren an der Gründung beteiligt.
- Betz Georg (Vorstand)
- Strobl Jakob, Lehrer (Kassierer)
- Buxbaum Donatus (Ausschußmitglied)
- Preisinger Jakob (Ausschußmitglied)
- Rück Josef (Ausschußmitglied)
- Bartenschlager Leo
- Bürzle Alois
- Freischle Jakob
- Weixler Georg
- Müller Benedikt
- Müller Thomas
- Steber Max (Pfarrer)
- März Johann
- Wörz Kaspar
- Müller Johann
Damals wurde mit geringen Mitteln und fast ohne Geld der Grundstein zu einem Vereinsleben gelegt, welches aus dem kleinen Dorf Westernach nicht mehr wegzudenken ist. Viel Idealismus für den Schießsport mußte aufgebracht werden, um Schießabende an den primitiven Schießständen abzuhalten. Daß das Geld nicht im Vordergrund stand, sondern der dörfliche und kameradschaftliche Zusammenhalt, war selbstverständlich. So schloß die Kassenbilanz für 1894 folgendermaßen ab:
- Einnahmen 21,91 Mark
- Ausgaben: 21,15 Mark
- Aktivrest: 0,76 Mark
Ganz ohne Geld konnte der Verein jedoch auch nicht auskommen. Es wurde deshalb ein Beitragsbeschluß mit folgendem Wortlaut beschlossen: „Die Mitglieder zahlen während der Wintermonate 20 Pfennig, für die Sommermonate 10 Pfennig Beitrag“
Trotz (oder wegen) dieses Beitragsbeschlusses häufte sich beim Schützenverein Westernach kein Vermögen an. So wurde beispielsweise das Jahr 1897 mit einem Plus von 2 Pfennigen und das Jahr 1901 gar mit Plus/Minus 0,00 abgeschlossen.
Interessant, im Hinblick auf damalige Preisverhältnisse sowie auf den Munitionsverbrauch zur damaligen Zeit, ist auch folgender Vermerk aus dem Protokollbuch des Schützenvereins für das Jahr 1895:
„Nachdem schon im ersten Schießjahr ein Preisschießen abgehalten wurde im Wert von 8,55 Mark, setzte im 2. Jahr ein reger Schießbetrieb ein, denn 12 Schachteln Kugeln und ebensoviel Kapseln verpulverten sie.“
Während des Ersten Weltkrieges wurde der Schießbetrieb vorübergehend eingestellt. Erst am 09. Februar 1919 trat der Schützenverein wieder zu einer Versammlung zusammen. Einige Jahre später verbreitete die Inflation ihre Schrecken. Der Jahresbeitrag kostete damals 100 Mark. Eine Maß Bier kostete 300 Mark. Aus dem Protokollbuch des Schützenvereines ist folgendes zu entnehmen:
- Einnahmen 9.921.844 Mark
- Ausgaben 9.921.844 Mark
- verbleibt 0 Mark
Einen Verein in solchen Zeiten zusammenzuhalten und zu führen, war sicher nicht einfach. Es ist deshalb anerkennenswert, daß die Westernacher Schützen trotz der wirtschaftlichen Misere ihrem Verein treugeblieben waren.
1934 konnte der Verein sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Auch einige Gründungsmitglieder waren damals noch anwesend.
Zwischen den beiden Weltkriegen sowie nach dem Zweiten Weltkrieg war unser Verein regional wie auch überregional sehr bekannt. Namen wie Bernhard Sontheimer, Peter Baur, Martin Merk, Robert Sontheimer, Karl Räuschle – um nur einige zu nennen – lehrten auf so manchen Schießwettbewerben der Konkurrenz das Fürchten. Auch bei Wettkämpfen, bei denen mehr als 1.000 Schützen beteiligt waren, beispielsweise in München, Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen und Nürnberg, mischten sie oft auf den vorderen Plätzen mit. Man konnte Westernach damals durchaus als „Schießhochburg“ bezeichnen. Leider konnte dieser hohe Standard mit einer großen Zahl talentierter Schützen nicht auf Dauer gehalten werden.
Zuletzt war es Michael Preisinger, welcher für Furore sorgte. Er verwies mit einem 2,36-Teiler beim Gauschießen 1994 in Nassenbeuren die Konkurrenz hinter sich und wurde Jung-Gauschützenkönig. Aber schauen wir wieder weiter zurück in die Vereinsgeschichte.
Nach 7-jähriger kriegsbedingter Unterbrechung wurde an Neujahr 1951 beschlossen den Verein weiterzuführen. Zum ersten Vorstand nach dem Kriege wurde Kaspar Baur gewählt. Er war es auch, der sicherlich viel Risiko auf sich nahm, als er bei Kriegsende Protokollbuch und Schützenkette vor den Soldaten der Besatzungsmächte in seinem Heustock, bzw. hinter dem Hochaltar in der Kirche versteckte.
Das Jahr 1951 war dann zugleich eines der erfolgreichsten Schießjahre für den Verein überhaupt. Dem Protokollbuch ist zu entnehmen, daß 1951 bei auswärtigen Schießwettkämpfen nicht weniger als 120 Preise von den Westernacher Schützen errungen worden waren.
Einer der Höhepunkte in der Vereinsgeschichte war 1954 die Fahnenweihe mit 60-jährigem Jubiläum und Gauschießen . Es war lt. Protokollbuch „… ein Fest wie das kleine Dorf es bisher noch nicht erlebt hat.“. Auch damals gab es einen Festumzug, zu dem lt. Protokoll 3.000 bis 4.000 Zuschauer gekommen waren.
Zum damaligen Schießwettkampf kamen unter anderem auch Schützen aus Lindau, Württemberg, Augsburg, Chiemgau, Singen a. d. Brenz, Weilheim, … .
Das Protokollbuch berichtet außerdem auch von einem Ereignis nationaler Bedeutung, welches sich damals zeitgleich ereignete und im damaligen Festzelt im Anschluß an den Festumzug bekanntgegeben wurde:
„Ein unbeschreiblicher Jubel brach aus, als Musikleiter Hebel durch den Lautsprecher verkündete, die deutsche Fußballmannschaft hat in Bern die Weltmeisterschaft errungen.“
Aus dem Jahr 1956 wird unter anderem folgendes berichtet:
„Das Gauschießen 1956 fand geschlossen in Breitenbrunn statt. Dasselbe wurde eine reiche Beute der Westernacher Schützen.“
Zur damaligen Zeit gab es in Westernach aber nicht nur hervorragende Schützen, sondern anscheinend auch außergewöhnlich hübsche junge Mädchen. So wird ebenfalls aus dem Jahr 1956 berichtet:
„Beim Festzug der Mindelheimer Festwoche beteiligte sich auch unser Verein mit Fahne. Ganz besonders gefielen dort unsere feschen Schützenlieseln.“
Auf der Generalversammlung vom Januar 1959 wurde beschlossen, daß nunmehr Schützen ab 14 Jahre in den Verein eintreten können. Außerdem wurde beschlossen, daß auch weibliche Schützen ab 18 Jahre in den Verein aufgenommen werden können. Daß auch Frauen gut schießen können, bewies spätestens 1993 Elfriede Maschke, als sie als erste Frau in der Vereinsgeschichte die Königswürde – oder sollte man besser sagen die Königinnenwürde – errang.
1963 veranstaltete unser Verein das Gauschießen. Man hatte die Austragung recht kurzfristig übernommen. Nur 4 Wochen blieben für die Vorbereitungen Zeit, bevor das Schießen dann vom 07. – 15. September durchgeführt werden konnte.
1972 erreichten mit Helmut und Franz Lander (damals 18 bzw. 16 Jahre) zwei Brüder die beiden ersten Plätze beim Königsschießen und 1973 begleitete die Musikkapelle Westernach erstmals den Schützenverein bei einem Festumzug.
Nachdem als Schießlokal zunächst das Gasthaus „Löwen“ (Fam. Jäger/Maschke) und später abwechselnd auch das Gasthaus „Tannenbaum“ (Fam. Lutz) gedient hatte, begann am 16.12.1973 ein neuer Abschnitt in der Vereinsgeschichte. Erstmals wurde in der zum Vereinsheim umgebauten ehemaligen Schule eine Schießveranstaltung abgehalten.
Am 09. und 10. Juni 1979 wurde im Gerätestadel von Josef Müller das 85-jährige Bestehen des Vereines gefeiert.
Vom 21. bis zum 25. Juni 1984 fand das 90-jährige Jubiläum statt. Gefeiert wurde das Jubiläum in einem 800-Mann-Festzelt. Schirmherr war damals der gerade neugewählte Mindelheimer Bürgermeister Erich Meier.
1994 fand das 100-jährige Vereinsjubiläum statt. Vom 02. bis 11. September war einiges geboten: Festabend, Rock-Night, Treffen ehemaliger Westernacher, volkstümlicher Abend, politischer Abend, Dance-Party und Festumzug.